Füreinander da sein

Betreuung von lebensbedrohlich Erkrankten im privaten Netzwerk

Hier finden Sie eine Hilfestellung für die Organisation eines privaten Netzwerkes zur Betreuung von Menschen in der Lebensendphase, das Angehörige, Freunde, Nachbarn und professionelle Hilfe zusammenführt – praktisch, kurz und ohne Anspruch auf Vollständigkeit, aber öfter erprobt und für tauglich befunden.

Betreuung von lebensbedrohlich Erkrankten im privaten Netzwerk
Aufgaben von privaten Helfern – Arbeitsteilung – Kommunikation und Kooperation mit Profis

162157_original_r_k_b_by_s-hofschlaeger_pixelio-de-kDiese Planung enstand, als eine Freundin von mir, alleinstehend und alleinlebend, darum bat, in der letzten Lebensphase zuhause betreut zu werden. Im Freundeskreis haben wir uns zusammengesetzt und Aufgaben verteilt, beisielsweise einen Wochenplan für ihre Berteuung erstellt und Verantwotlichkeiten verbindlich delegiert. Es waren, einschließlich der Ärzte, des Pflegedienstes und der Physiotherapeuten 21 Personen involviert, und zwar für 3 Monate, jede mit einer anderen Aufgabe, die in der Woche, dank zeitlicher Begrenzung zu bewältigen waren.

Heute haben wir ein  palliatives Netzwerk vor Ort, das wir nutzen können. Es umfasst multiprofessionelle  und ehrenamtliche Unterstützung. Es ist möglich, diese gemäß den neuen Richtlinen der speziellen oder allgemeinen, ambulanten palliativen Versorgung kostenlos in Anspruch zu nehmen. Eine fachkundige Beratung von Seiten der behandelten Ärzte oder des betreuenden Hospizes, Pflegedienstes oder eines Pflegestützpunktes kann jeder in Anspruch nehmen,  bevor die Netzwerkplanung in Angriff genommen wird. Der unten stehende Plan ermöglicht ein privates HelferInnen –Netzwerk, das mit den Profis kooperiert und das Leben bis zuletzt und Zuhause (einer alleinstehenden Person) liebevoll mit trägt und unterstützt. Ein privates Netzwerk ist auch sinnvoll, für Menschen, die in einer Einrichtung ihre Lebensendphase verbringen.

Das Helfer -Netzwerk

Es sollte breit gefächert sein und viele Personen umfassen, damit keiner überlastet wird. Es gilt sowohl die Angehörigen als auch Freunde, Nachbarn, ehrenamtliche und professionelle Helfer zu ermitteln, die betreuen,  zu klären wann sie welche Dienstleistungen übernehmen vom Kochen, Einkaufen, Pflegen bis hin zur emotionalen und spirituellen Begleitung. Je mehr Menschen einige Stunden übernehmen, um so entspannter wird die Betreuung. Es braucht ein bisschen Mut, potentielle HelferInnen anzusprechen. Dies könnte z.B. die KoordinatorIn übernehmen. Dann bedarf es der Rücksprache mit dem Kranken und den engsten Angehörigen, um zu klären, ob die HelferInnen und der Plan akzeptiert werden oder ob Änderungen erforderlich sind. Je mehr Menschen gerne mitwirken, umso mehr wird der engste Betreuerkreis entlastet. Die Arbeitsteilung ermöglicht dem Kranken, mehr Bezugspersonen für unterschiedliche Bedürfnisse zu haben.

Liste erstellen von HelferInnen

mit Namen, Adressen, Telefonnummern, Bereitschaft für Übernahme von Aufgaben, Zeiten, die zur Verfügung stehen.

Überblick erstellen über den engeren Kreis der HelferInnen (für Tagesdienste, Nachtwachen, andere Aufgaben von der spirituellen Begleitung bis zur Gartenarbeit und mehr, Extra-Liste der engsten Vertraute)

Überblick erstellen über sporadische Helfer(Nachbarn, die manchmal kochen, Einkäufer, Putzhilfen, Fahrer für Krankenhausfahrten, ehrenamtliche HelferInnen)

Adressenlisten der HelferInnen und Wochenpläne für alle zusammen stellen und im Krankenhaushalt oder der Einrichtung an einem sichtbaren Platz hinterlegen, bzw. jedem einzelnen Helfer zustellen

Einen Wochenplan erstellen, aktualisieren

in dem alle Dienstleistungen eingetragen sind (z.B. wer kocht, wann der Pflegedienst, der Arzt kommt etc.) So entsteht ein Überblick. Notieren, wenn Absagen oder Terminverschiebungen von Dienstleistern mitgeteilt werden.

Ein- bis zwei KoordinatorInnen für überschaubaren Zeitraum wählen

Entwicklung eines übergreifenden Pflege-, Versorgungs, und Fürsorgekonzeptes zusammen mit dem Kranken, dem Arzt, den Pflegenden, den Angehörigen, dem Hospiz bzw. der Einrichtung, das den Bedürfnissen des Kranken entspricht.

Klären, wie und wo die private Betreuung stattfindet (Krankenhaus, Seniorenresidenz, ambulante Betreuung, Hospiz, Zuhause. Bei der Betreuung zu Hause muss mit den Profis abgesprochen werden:

Wie sieht die Betreuungssituation aus? Wer ist verantwortlich?

Wie kann die Versorgung nach SAPV (mit einem Palliativmediziner) oder nach AAPV (mit einem geschulten Hausarzt) bzw. eine Kooperation von Hausarzt, Palliativmediziner und einem geeigneten Pflegedienst gewährleistet werden?

Welche therapeutischen und pflegerischen Maßnahmen sind nötig? Welche Pflegestufe gilt?

Welche emotionale, psychosoziale und spirituelle Begleitung wird gewünscht?

Welche Pflegehilfsmittel müssen organsiert werden (wie Rollstuhl. Toilettenstuhl, Pflegebett, Dekubitusmatratze, Gehwagen und mehr) ?

Klären, wie die Pflege finanziert wird ( eventuell Pflegestufe beantragen, Überprüfung der finanziellen Ressourcen des Kranken; z.B, klären was gebraucht und nicht finanziert wird; mit Hilfe der vorhandenen Beratungsangebote nach Lösungswegen suchen

Hilfe bei der Abwicklung von Formalitäten wie Organisatorischem: Wer öffnet die Tür? Wer kümmert sich um seine Post, Rechnungen, den privaten und öffentlichen Schriftverkehr, z.B.  mit  Krankenkassen, Behörden, Versicherungen und um andere Verpflichtungen?  Wer regelt  die Medikamentenbestellung? Wer füllt Formulare aus, leitet sie weiter und vieles mehr …

Hilfe bei der Regelung des letzten Willens: zum Beispiel Testament, Patientenverfügung, Betreuungsverfügung, Spirituelles Testament, Digitales Testament, Bestattungsverfügung, Vollmachten (wie die Bankvollmacht). Hinzuziehen von fachkompetenter Unterstützung wie die von Ärzten, Betreuern, Juristen, Vermögensberatern und mehr den Wünschen des Kranken entsprechend.

Koordination der Besuche wie der Arztbesuche, der Pflege- und Betreuungsaktivitäten; oft ist ein Besucherplan (pro Tag, pro Woche) sinnvoll, der Terminüberschneidungen ebenso vermeidet wie eine Überforderung des Kranken

Private Kommunikatoren/Koordinatoren bestimmen als Informationsträger und Brücke zu Angehörigen, Freunden, Ärzten, Seelsorgern, Therapeuten, Beratern, Pflegekräften, Hospizmitarbeitern, Besuchsdiensten und mehr
Ein- bis zwei Kommunikatoren (evt. ein Koordinator) sollten für einen festgelegten Zeitraum bestimmt werden, die die Berichterstattung über die jeweilige Befindlichkeit und Wünsche des Kranken für Nachbarn, Freunde und Angehörige, die HelferInnen, Betreuer übernehmen, Besucherpläne machen, vielfältige Aktivitäten koordinieren. Es muss geregelt werden, wie kommuniziert wird (E-Mail, Telefon etc.) Die Telefonnummer, des jeweiligen Koordinators kann man zum Beispiel auf den AB des Kranken sprechen bzw. an seinem Bett hinterlassen. Freiwillige KommunikatorInnen sollten genug Zeit haben, emphatisch sein und wenn möglich honoriert werden. Sie sollten einfühlsam sein und ein gutes Verhältnis zum Kranken haben, ohne ihm zu nahe zu stehen. Sie sollten belastbar sein und in Krisensituationen einen kühlen Kopf bewahren können. Die KommunikatorInnen legen ein Verzeichnis mit Telefonnummern und Adressen aller in die Betreuung Involvierten, inklusive der Dienstleister, Ärzte und Notfalldienste an und erstellen einen Notfallplan. Sie sollten per Handy erreichbar sein oder mindestens einen AB haben. Die KommunikatorInnen werden regelmäßig von den jeweiligen HelferInnen über die Situation der Kranken informiert und sind befugt, nach Absprache mit dem Kranken und den Angehörigen bzw. dem Betreuer, nötige Maßnahmen einzuleiten.
KommunikatorInnen helfen bei der Klärung von Missverständnissen unter den HelferInnen sowie bei Unstimmigkeiten zwischen dem Kranken und Menschen aus dem Umfeld, suchen nach sinnvollen und kreativen Lösungswegen und  handeln in Grenzsituationen flexibel und kompetent.
Regelmäßige HelferInnen-Teamsitzungen
Hier sollten mindestens die KoordinatorInnen und KommunikatorInnen sowie die nächsten Angehörigen und andere Kernpersonen beteiligt sein. Sinnvoll ist ein Treffen alle 14 Tage oder in kritischen Zeiten ein Mal in der Woche.
Schlüsselfrage
Bei einer ambulanten Betreuung muss geregelt werden, dass genügend Wohnungsschlüssel zur Verfügung stehen. Es sollte ein Platz vereinbart werden, an dem man den Schlüssel hinterlegt, so dass er immer zur Verfügung steht (z.B. ein Exemplar im Briefkasten; der Briefkastenschlüssel ist an einem festen Platz, damit der Zugang zur Wohnung im Krisenfall immer möglich ist).
Tagebuch
Es ist sinnvoll und wichtig, dass die BetreuerInnen des Kranken über dessen Bedürfnisse, Entwicklungen, Wünsche, die Pflege- und medizinische Versorgung, die Einnahme von Medikamenten und ihre Wirkung, psychologische sowie spirituelle Bedürfnisse des Kranken, wichtige Ereignisse, persönliche Eindrücke eine Art Tagebuch führen. Dieses sollte deutlich sichtbar ausliegen. Alle BetreuerInnen erhalten so einen einheitlichen Informationsstand. Auch Mitteilungen können ins Tagebuch eingetragen werden. Das Tagebuch liegt an einem zentralen Platz. So entsteht ein vielschichtiges Betreuungsprotokoll.
Krankenbericht
Kopien der Krankenberichte, Ausweise (z.B. Schwerbehinderung etc.) sowie die Scheckkarte der Gesundheitskasse sollten an einem zentralem Platz aufbewahrt werden. Falls vorhanden, sollten Kopien der Patientenverfügung, Betreuungsverfügung oder Vorsorgevollmacht, alle wesentlichen Unterlagen, auch Personalausweis und mehr hinzugefügt werden. Dies ist wichtig für Notfälle; beispielsweise eine plötzliche Klinikeinweisung oder einen Notarztbesuch.
Notfalltasche
mit allen Utensilien fürs Krankenhaus (Nachthemd, Unterwäsche, Bademantel, Kulturbeutel und mehr bereitstellen). Dies gilt für Notfallsituationen.

Lisa Freund
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