„Ein Leben nach dem Tod ist für mich Gewissheit“

Beitrag zu unserer Umfrage, wie man sich das Jenseits vorstellt.

109708_original_r_by_bernaw_pixelio-deUnser Schwerpunkt im Dezember 2016 ist der Begriff „Elysium“, der in diesem Zusammenhang stellvertretend für das Jenseits steht. Wir waren neugierig von vielen Menschen zu erfahren, wie sie sich das Jenseits vorstellen. Wir bekamen sehr unterschiedliche, wunderbare Antworten. Der nachfolgende Beitrag ist von einer Seniorin, die ihren Beitrag anonym veröffentlichen möchte (Der Name ist der Redaktion bekannt.)

Ich war circa 14 Jahre alt, als mir meine Mutter unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählte, ihre Großmutter habe während des Krieges eines Morgens berichtet, ihr jüngster Sohn, der zu jener Zeit an der Luftwaffen-Flugabwehr eingeteilt war, sei während der Nacht zu ihr ans Bett gekommen, um sich zu verabschieden. Er sei gestorben. Sie berichtete von seinen Verletzungen.

Nach kurzer Zeit kam tatsächlich seine Todesnachricht. Er war in der Nacht gestorben, in der er bei seiner Mutter erschienen war. Als er an seinen Heimatort überführt wurde, entsprachen seine Verletzungen exakt denen, die seine Mutter beschrieben hatte.

Ich dürfe auf gar keinen Fall mit meinem Vater darüber sprechen. Dieser hielt, nach Ansicht meiner Mutter, meine bäuerliche Urgroßmutter für eine Spökenkiekerin. Heute weiß ich, sie war eine sehr spirituelle Frau, Heilerin und Rutengängerin.

War das Erlebnis wahr? Gibt etwas zwischen Leben und Tod, zwischen Himmel und Erde? Diese Fragen sollten mich in meinem Leben weiterhin beschäftigen.

“Blick nach drüben. Selbsterfahrungen im Sterben“, Eckhart Wiesenhütters Buch, 1976 erschienen, war das erste Buch, das ich zum Thema Nahtoderfahrungen las. Es faszinierte mich. Ungläubig fragte ich mich erneut, ob das, was er schrieb, denn wahr sein könne.

Das Sterben von Angehörigen war Anlass, mich weiter mit Sterben, Tod und Nahtoderfahrungen, von denen Moody und Kübler-Ross berichteten, auseinanderzusetzen.

Während des Sterbens meiner Mutter, 1987, war ich gewiss, nichts ist zufällig. Mit dem Tod ist es nicht zu Ende; es beginnt auf der anderen Seite wieder, nur anders. Ich konnte meine Mutter in ihren letzten 14 Tagen begleiten. Aus meinem Tagebuch weiß ich, wie Ruhe und Frieden einkehrten, schon ein Stück Himmel auf Erden.

Der Himmel, ja, wo ist er? Über mir und doch auch in mir und um mich herum? Es gibt Momente in der Natur, in denen ich mich mit dem Universum eins fühle: mein Himmel auf Erden oder überall?

Als bewusste evangelische Christin war es für mich tabu, an Wiedergeburt zu glauben. Doch meine ureigenen Erfahrungen sollten mich eines Besseren belehren.

Nach meiner Trennung und Scheidung unternahm ich die erste Reise meines Lebens, ganz allein, nach Schottland. Mit meinem Auto fuhr ich im Linksverkehr – Übung hatte ich darin nicht, ein Navi gab es noch nicht – an einem Tag fast 700 km über wechselnde Autobahnen durch das schottische Hochland von Hull nach Findhorn, ohne mich auch nur einziges Mal zu verfahren.

Gleich nach dem Verlassen der Fähre spürte ich, ich bin nicht allein im Auto. Eine alte, dunkelhäutige Inderin in einem prächtigen Sari saß hinter dem Beifahrersitz. Wie oft schaute ich in den Spiegel, doch sie war da! Von meinem weisen Engel geleitet, kam ich in Findhorn an. Es ist der Ort, an dem von den wunderbarsten Engelbotschaften berichtet wurde.

Wer ist die Inderin, die ich nun auch in schwierigen Situationen bitten kann, mich zu begleiten, mir den Weg zu weisen. Wieso liebe ich indisches Essen über alles?Woher kamen meine Bilder und Träume von staubigen Wegen und hellhäutigen Kühen?

Was für ein wundervolles warmes, ovales Licht sah ich nach dem Tod meines Vaters an der Stelle, an der der Weg zum Grab meiner Mutter abzweigte. Mein Vater war dort noch nicht beerdigt.

Meine Mutter kam nach ihrem Tod eines Nachts, um mir etwas Wichtiges mitzuteilen.

Diese und andere Erlebnisse erzählte ich zunächst nur einer alten Freundin, die an Wiedergeburt glaubte, anderen Menschen nicht. Ich fürchtete für verrückt gehalten zu werden.

„Das Jenseits in uns – Rätselhafte Bilder der Seele“ war ein Extra Heft von „Publik – Forum“, Zeitung kritischer Christen.Ich erinnere mich sehr genau an diesen Sonntagmorgen vor 15 Jahren, an dem ich es zu lesen begann von der ersten bis zur letzten Seite. Jörg Zink, geschätzter evangelischer Theologe, schrieb in diesem Heft einen Beitrag über das kosmische Bewusstsein. Durch diesen Artikel und mit seiner Person erlaubte ich mir als evangelische Christin meine Abwehr gegen ein Leben nach dem Tod und Reinkarnation aufzugeben.

„Das innere Land“ von Joachim Faulstich, Buch und Film, brachten für mich zusätzliche Klärung und Klarheit.

So ist die Begegnung mit Verstorbenen während schamanischer Reisen, meine alte Freundin hatte mich mitgenommen, für mich natürlich geworden. Ich beginne über meine Erlebnisse zu reden und finde Menschen, für die diese völlig selbstverständlich sind.

Das Jenseits, auf der anderen Seite von etwas, fernab von etwas …  So hatte ich gedacht. Nun ist das Jenseits in uns, in mir.

Meine alte, wichtige Freundin, die ich über 30 Jahre zuvor in einem Meditationszentrum kennenlernte, hat mir der Himmel geschickt. So wichtig war sie für mein Leben und meine Entwicklung. Ich durfte sie auch während ihrer kurzen Krankheit bis zum Tod begleiten. Oft gingen wir früher gemeinsam in den Wald.

Nach ihrem Tod zog es mich dorthin. Zu meiner Freude spürte ich recht bald meine Inderin neben mir auf dem Weg und meine verstorbene Freundin, die ich auf unzähligen Waldspaziergängen begleitet hatte, war auch da und dann —- verschmolzen die beiden zu einer Person, meine Inderin, meine Freundin. Ich war überwältigt!

Ein halbes Jahr nach dem Tod meiner Freundin fuhr ich nach Südindien. Als ich in Chennai landete, waren sie da: meine Freundin und meine Inderin. Ich fühlte mich so wohl, so vertraut in diesem mir eigentlich fremden Land.

Wir fuhren an der Küste des Golfs von Bengalen nach Pondicherry in den Sri Aurobindo Ashram. Er liegt in einem ehemals französischen Stadtviertel. Dort ist es im Gegensatz zu anderen Orten und Wohnvierteln ausgesprochen sauber und schön.

Diesen Ashram kannte ich, da war ich früher schon einmal. Da sah ich meine alte Freundin, weiß gekleidet in jungen Jahren. Sie war Deutschlands jüngste Yogalehrerin.

Aurobindo Ghose war ein indischer Politiker, Philosoph, Hindu-Mystiker, Yogi und Guru. Er schrieb Gedichte und philosophische Schriften. Sie sind mit Sri Aurobindo unterschrieben und unter diesem Namen veröffentlicht.

Meine Freundin hatte, nach Aussagen ihrer Tochter, Schriften von ihm und ich kaufte dort in dem mir vertrauten alten Buchladen „Die Stunde Gottes“, verfasst von ihm, in einer deutschen Ausgabe.

Mit meiner Reisegruppe fuhr ich weiter gen Süden. Meine Begleiterinnen, meine Freundin und die Inderin blieben in Pondicherry zurück. Ich hatte erfahren, was ich erfahren sollte.

Die Tage in Südindien habe ich in mich aufgesogen. Jeden Tag genoss ich das gute Essen …

Gibt es ein Leben nach dem Tod? Ja, das ist für mich Gewissheit, denn ich habe erfahren, was ich erfahren habe!


Blick nach drüben. Selbsterfahrungen im Sterben
Eckhart Wiesenhütter
1975 im Gütersloher Verlagshaus, GTB Siebenstern
ISBN-10: 3579037595
Dieser Titel ist derzeit vergriffen. Sie finden ihn möglicherweise noch in (Online-)Antiquariaten.

Das Jenseits in uns – Rätselhafte Bilder der Seele
Beitrag im Heft von Pubik-Forum
Jörg Zink

Das innere Land
Joachim Faulstich
Buch und Film: http://www.das-innere-land.de/

Die Stunde Gottes
Sri Aurobindo
1991, Sri Aurobindo Digital Edition
http://auro-media.de/epages/47cbbf75-636e-43ef-93e5-5e50bf056b17.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/47cbbf75-636e-43ef-93e5-5e50bf056b17/Products/978-81-7058-254-0
https://de.wikipedia.org/wiki/Aurobindo_Ghose

 

Michael Ziegert
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