Michael Ziegert – das bin ich Interview mit dem Mitgründer von Elysium.digital

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Michael Ziegert – das bin ich

Interview mit dem Mitgründer von Elysium.digital

Wer bist du?

Geboren bin ich 1963 im Rheinland und lebe heute im Oberbergischen Land. Mein berufliches Leben ist geprägt von zahlreichen Wechseln, getrieben von Neugier und von der Fügung habe ich sehr unterschiedliche Stationen erlebt, beginnend in den ersten Jahren als Journalist, dann als Software-Entwickler, schließlich als Gründer mehrerer Internet-Unternehmen. Damit war ich durchaus erfolgreich – wie mir lange Zeit schien. Aber wie so viele Menschen stellte auch ich mir irgendwann die Frage, auf was ich zurückblicken möchte, wenn ich in meiner letzten Lebensphase angekommen sein werde. Seither habe ich mich auf mehr sinnhafte Projekte konzentriert.

Hast du ein Lebensmotto?

Sei jederzeit bereit für Veränderungen.

Wo und wie lebst du?

Ich wohne auf dem Land wie es ländlicher kaum sein kann. Ab und zu kommt mal ein Traktor vor dem Fenster entlang, erfreulicherweise auch gerne ein Laufenten-Pärchen aus der Nachbarschaft. Es ist also sehr ruhig hier – und das ist gut so. Gleichzeitig freue ich mich, im Beruf und in meinen vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten immer neue Menschen kennen zu lernen.

Wie stellst du dir das Elysium vor? Liegt es am Ende der Welt oder mittendrin?

Wir haben oft so eine physikalische Sicht auf die Dinge, denken in räumlichen Dimensionen. Dabei gibt es viele Dinge, die außen und innen zugleich sein können. So ist es meines Erachtens auch mit dem Elysium. Es ist in mir drin, aber nicht abgekapselt, sondern als ein Teil des Gesamten. Es ist der Ort, an dem die Sonne über dem Horizont steht und an dem sie zugleich auf- und untergeht.

Sag, was für dich Spiritualität ist.

Es ist jener Teil der Wissenschaft, über den es noch kein Wissen gibt. Es ist das unbegründete Wissen und somit der Glaube daran, dass wir Teil eines Größeren sind.

Wir ignorieren in unserer Gesellschaft so viel Wissen jenseits des Anfassbaren – selbst wenn es von Nobelpreisträgern verkündet wird. Physiker sagen, dass sich Zustände nur durch die Beobachtung verändern, dass sich Teile unserer Atome so verbinden lassen, dass sie unabhängig von ihrer Entfernung stets die gleiche Ausrichtung einnehmen, wenn man eines verändert. Mathematiker verstehen, dass man mit imaginären Zahlen rechnen kann, dass man Unendlichkeiten multiplizieren kann und dass der zwangsläufige nächste Schritt nach den Berechnungen der Unendlichkeit schließlich zum Verständnis der Dinge – die Philosophie ist.

Und dennoch überlassen wir so vieles Menschen, die sich auf die Wissenschaft berufen, wenn sie etwas nicht verstehen. Warum eigentlich? Wir sollten den Mut haben, jenseits von Gewissheiten weiter zu denken. Vielleicht kommen wir dann zu dem Schluss, dass wir alle eins sind.

Warum interessierst du dich für Sterben und Tod?

Es ist das Rätsel, das uns der Tod aufgibt. Kann es sein, dass ein geliebter Mensch vollkommen verschwindet? Ist das Empfinden, diesen Menschen auch nach seinem Tod noch im Herzen zu spüren, nur ein sentimentales Gefühl – oder ist es real? Gibt es eine Verbundenheit zwischen Menschen auch jenseits dieser scheinbaren Grenze? Diese Fragen finde ich sehr spannend.

Das Thema Tod und Sterben ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Muss man da noch eine neue Plattform gründen?

Ja, zweifellos. Denn viele Menschen kümmern sich um die notwendigen, praktischen Dinge rings um diese Themen, beispielsweise Finanzen, Techniken, Verfahren. (Und das ist auch gut so.) Unser Schwerpunkt hingegen liegt in den ethischen Fragen. Was ist gut und richtig für den Menschen in seiner letzten Lebensphase – auch für seine Angehörigen und die betreuenden Mitarbeiter von Hospizen und palliativen Vereinen? Wir wollen dies durchaus lebenspraktisch angehen – aber immer verbunden mit der Suche nach den dahinter liegenden Fragestellungen.

Was ist das Besondere an Elysium digital?

Wir versuchen Antworten zu geben – aber noch mehr suchen wir die offenen Fragen.

Welches eurer Themen ist dein Favorit?

Ich würde gerne einen benennen – aber ich finde sie allesamt spannend.

Was soll auf deinem Grabstein stehen oder gibt es keinen, hinterlässt du was?

Ich finde Grabkultur einen sehr schönes Thema. Auf dem Kölner Melaten-Friedhof beispielsweise kann man stundenlang spazieren gehen und dabei so vieles erleben und empfinden – großartig.

Ich selber werde keinen Grabstein haben. Meine Asche wird in einem kleinen, idyllischen und kunstvoll gestalteten Friedgarten im Bergischen Land in die Erde gestreut. Vielleicht wird mein Name mit vielen anderen auf einer kleinen Plakette stehen, die an einer Stele befestigt wird.

Hinterlassen werde ich nur das, was ich in meinem Leben getan habe, und das vielleicht eine Weile Menschen in Erinnerung bleiben wird, bevor auch dies verblasst. Dann bleibt nur noch, dass ich hoffentlich viel Gutes getan habe, das – ohne dass es meine Nachfahren konkret wissen werden – doch ein wenig zu weiterem Guten führt.

Hast du einen Lieblingswitz, eine Weisheit, eine Anekdote, die du uns erzählen willst?

Ich bin im Leben immer wieder auf das Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse gestossen, das sich trotz seines Alters und seiner häufigen Wiederholung nicht abnutzt. Es enthält die Mahnung, nicht stehen zu bleiben, nicht tatenlos zu verharren. Und es hat jenes unvergleichlich wahre Ende:

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Wie stellst du dir die User deiner Plattform vor?

Neugierig. Offen. Bereit, Blickwinkel in Frage zu stellen, sowohl eigene wie auch andere. Und gerne auch mit eigenen Beiträgen aktiv.

Formuliere einen Satz zum Abschluss, der dir wichtig ist.

Es gibt immer eine gute Seite.