Praktische Spiritualität ohne religiöse Festlegung

Über die heilsame Kraft von Vorstellungen, die mitten in unser Potenzial führen

tommyvideo-pixabay-abstract-1779556_1920Nicht jeder fühlt sich den Vorstellungen von Religionen und Glaubensgemeinschaften verpflichtet.  Nicht nur, wenn es aufs Lebensende zugeht, kann man sich  zum Beispiel eine Vision von einem Leben nach dem Tod schaffen, mit der man zufrieden ist, oder sich mit inneren Kraftquellen verbinden. Positive Vorstellungen, eine Vision wie die von einem himmlischen Paradies geben uns eine geistige Orientierung, einen Halt. Sie tun gut. Ist das spirituell oder praktische Spiritualität oder verirrt man sich in sinnlosen Illusionen?

Praktische Spiritualität weist in eine Dimension, die über das Alltägliche hinausgeht und sinnstiftend wirkt, ohne sich religiös festzulegen. Sie schafft eine heilsame Verbindung zu einem transzendenten Raum. Sie nimmt innerhalb der persönlichen Erfahrungen eines Menschen Gestalt an und ist ganz individuell und einzigartig. Sie kann, muss aber nicht religiös sein.

Praktische Spiritualität wirkt im Bereich von inneren Bildern, Vorstellungen, Einstellungen.

Eine Vorstellung, die emotional positiv besetzt ist, schafft  Wohlbefinden, vielleicht auch Vertrauen, das Gegenmittel zur Angst. Sie birgt auch die Gefahr, dass wir sie nicht mehr loslassen wollen, an ihr kleben. Positive innere Bilder oder Einstellungen sind Ausdrucksformen von Wahrnehmungen, die rational oft nicht zu erfassen sind. Sie lösen angenehme Empfindungen aus, beeinflussen das Denken und Handeln einer Person. In Form innerer Bilder, Visualisierungen oder Empfindungen können sie zu persönlichen Kraftquellen werden, die helfen, das Leben, Schicksalsschläge, schwere Lebenskrisen, Sterben und Tod zu bewältigen.  Sie können eine Brücke sein in das unermessliche Potenzial von allem, unsere wahre Natur. Dann sind sie mehr als nur Vorstellungen.

Die Angst in Potenzial verwandeln

Wie geht das? Zunächst ein Beispiel. Frau Schmidt hat Angst vor Spinnen. Gerade läuft ein großes, schwarzes Exemplar über den Flur. Sie stößt einen Schrei aus. Herr Schmidt kennt das schon. Er macht eine witzige Bemerkung, die Frau Schmidt spontan zum Lachen bringt. Jetzt lachen beide über die Situation. Das Monster ist vom Thron gestoßen. Schmidts entspannen sich. Infolgedessen spüren sie Freude. Sie fühlen sich aufgehoben, miteinander verbunden. Das geht, weil sie der Angst die Aufmerksamkeit und damit die Energie entzogen haben. Sie hat keine Macht mehr über Frau Schmidt, obwohl die Spinne weiter über den Flur läuft. Frau Schmidt lässt die Spinne sein. Sie verknüpft nicht mehr die Spinne mit der Angst. Das Verbindende hat das Trennende aufgelöst. Das ist ein ganz einfaches Geschehen, dennoch hat es eine spirituelle und sinnstiftende Qualität. Frau Schmidt fühlt sich wohl und ist mit ihren natürlichen Ressourcen in Einklang. Jetzt könnte sie die Aufmerksamkeit auf eine Kraftquelle lenken, eine spirituelle zum Beispiel und so die Ebene wechseln: vom Wohlbefinden hin zum Aufgehobenen im Großen Ganzen.

Blickwinkel ändern – sein lassen

Wenn die Verbindung zu diesen inneren Quellen während einer Lebenskrise da ist, dann lindert das seelische Schmerzen und wirkt sich auch auf die Wahrnehmung körperlicher Schmerzen positiv aus. Was passiert eigentlich? Frau Schmidt hat lediglich ihren Blickwinkel verändert, ihr Denken anders ausgerichtet. Neue Sichtweisen ergeben sich daraus. Das verändert die Haltung zu Gefühlen, den Dingen, der Welt. Die Angst ist noch da, so ist das auch mit Schmerzen oder anderen Problemen. Solange wir nicht daran fest halten, uns nicht in etwas hinein steigern oder etwas zwanghaft vermeiden wollen, sondern die Dinge lassen, wie sie sind, geht es uns gut.

Die Lunte in die Ressourcen legen

Wir können innerlich der Angst oder dem Problem einen Platz geben. Sie können da sein, doch wir nähren sie nicht weiter, greifen nicht nach ihnen, beschäftigen uns mit Wichtigerem, nämlich dem, was gut tut, und fühlen Freude, Frieden, Verbundensein oder was es gerade sein mag. Darin liegt die Stärke der geistigen Ausrichtung auf eine Kraftquelle oder innere Ressource. Wir nähren bewusst die Freude, die Gelassenheit, den inneren Frieden. Die Lunte führt von der Ressource wie Freude, Glücksempfinden, Frieden bis in unser universelles Potenzial. Wir spüren dann Energie, die uns mit allem verbindet. Diesen Prozess können wir unterstützen, indem wir die Aufmerksamkeit immer wieder weg von quälenden Gedanken und Ängsten hin zum Positiven lenken. Das stärkt. Unser Herz kann sich öffnen in der Hingabe an trostspendende innere Bilder, Gedanken, den Glauben. Es ist ein Prozess, der von innen nach außen geht. Er schafft ein psychisches Gleichgewicht, auch wenn äußerlich alles droht zusammen zu brechen. So wirkt Spiritualität ganz praktisch.

Ein Beispiel dafür, welche Kraft der praktischen Spiritualität, basierend auf einer Vision kurz vor dem Tod im Herzen eines Mannes entfaltet, zeigt die Geschichte des Herrn Renug.

 

Lisa Freund
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Eine Antwort

  1. 1. Dezember 2016

    […] Praktische Spiritualität ohne religiöse Festlegung […]

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