Gedicht: Meine Oma

Meine Oma ist wie eine alte Eiche
in einem tief verschneiten Winterwald.
Sie ist bestimmt nicht ganz das Gleiche
doch ganz bestimmt genauso alt.

Ich seh’, dass meine Oma nicht gut laufen kann
doch sie sagt nur, ‚so ist es halt’.
Das macht mich traurig, aber dann
sagt Oma, ‚Kind, ich bin halt alt,‘

Sie holt uns beiden eine Decke,
darunter kuscheln wir uns ein,
und sie erzählt mir was in unsrer Sofaecke.
Ich bin ganz Ohr und will nichts anderes mehr sein.

Die Stimme meiner Oma führt mich zu einem Baum,
der etwas müde ist und trotzdem steht.
Im Rauschen seiner Blätter findet sich ein Traum,
in dem das Leben immer weiter geht.

Der Baum lässt seine Samen fallen,
wie jedes Jahr in altbekannter Weise.
Die Kraft des Lebens gibt er ihnen allen,
und jeder Samen nimmt sie mit auf seine Reise.

Es ist, sagt Oma, eine hundert Jahre alte Eiche,
sie bleibt bestimmt noch eine Weile steh’n.
Mit Oma ist’s bestimmt das Gleiche,
denk’ ich, und finde die Geschichte schön.

Maria Fremmer
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