Riten des Übergangs

Zwölf Aspekte für die Gestaltung von Ritualen in der Sterbebegleitung

4. Symbole verhüllen und legen bloß

Jedes Ritual lebt von der Kraft des Symbols. Alle Gegenstände und Handlungen sind symbolisch. Das Symbol verhüllt und legt zugleich bloß. Voraussetzung für den sinnvollen Einsatz von Symbolen ist die Übereinkunft der Gruppe, die das Ritual ausübt, über deren Bedeutung.

Oft bringen wir in der Trauerfeier einen Kranz dar. Der Kranz kann als ein Symbol für den ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens oder ein Symbol für die Ewigkeit gedeutet werden. Andere Bezüge sind möglich. Auf dem Kranz sind Blumen, als Zeichen unserer Liebe, der Beziehung, die wir ausdrücken wollen. Es ist wichtig, welche Blumen wir wählen, welche Farben sie haben sollen. Wir können damit einen Bezug zur Verstorbenen herstellen. Die Blüten zeigen sich in aller Pracht und Fülle, bald werden sie welken, sich auflösen, so wie die Verstorbene.
Die Schleife auf dem Kranz symbolisiert die Unendlichkeit oder ewiges Verbundensein, denn ihre Form ist eine Acht. Die Worte auf der Schleife sind in diesem Sinne dem Verstorbenen gewidmet. Die Enden der Schleife berühren die Erde. Unsere Wünsche gehen also vom Irdischen in den himmlischen Raum. Machen wir uns die symbolische Bedeutung des Kranzopfers klar, können wir auf innige Weise unsere Liebe, unser Mitgefühl für den Verstorbenen ausdrücken, indem wir den Kranz in allen Details bewusst für ihn gestalten und ihm darbringen als unsere Botschaft für ihn.
Wählen wir ein Kreuz als Form, dann drücken wir die Verbundenheit als Christen aus. Der Schnittpunkt zwischen Waagrechter und Senkrechter auf dem Kreuz, könnte auch als die symbolische Vereinigung von Himmel (Senkrechte, männliches Prinzip) und Erde (Waagrechte, weibliches Prinzip) gedeutet werden. Im Kreuzpunkt, der Mitte, arrangieren wir Blüten.

Fazit
Einer Blüte, die wir darbringen, können wir durch die Wahl der Farbe und die Wahl der Blume einen besonderen Ausdruck geben, sie kann für unsere Liebe, für die Erinnerung, für Reinheit stehen usw. Eine Kerze, die wir entzünden, kann für den Weg ins Licht stehen, den wir dem Verstorbenen wünschen. Sie kann Ausdruck unserer Herzenswärme sein oder die Verbindung mit dem Göttlichen verkörpern, bzw. das Aufgehobensein im gemeinsamen Glauben darstellen. Klänge, Gesänge, Mantren, stilles Gedenken, die Trauerrede, die in der Trauerfreier ihren Platz haben, können wir immer im Hinblick auf ihre besonderen Bezüge zur Verstorbenen und mit Bezug zur symbolischen Bedeutung auswählen und gestalten. Wir legen fest, welchen Sinn die einzelnen Teile haben sollen, um sie dann zu einer Liturgie zusammenzustellen, die einen klaren Anfang, einen Höhepunkt und einen Ausklang hat.

Lisa Freund
Letzte Artikel von Lisa Freund (Alle anzeigen)

Das könnte dich auch interessieren …

Eine Antwort

  1. 1. November 2016

    […] Uller Gscheidel erläutert, dass Rituale eine Gemeinschaft schaffen und Übergänge erleichtern. Aus der Sicht des Bestatters schreibt er, worauf man unbedingt achten sollte. In unserem Menu finden Sie  unter der Rubrik Rituale weitere Artikel zur Gestaltung einer Trauerfeier ebenso wie einen Überblickstext zum Thema Riten des Übergangs. […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert