Allerheiligen – Allerseelen – Reformationstag

Festtage, die nahe beieinander liegen und das Gedenken an Verstorbene

Wir erleben sie jedes Jahr, haben vielleicht frei, schlafen aus oder besuchen die Gräber unserer Verstorbenen, schmücken sie, nehmen ein Licht mit. Kennen Sie die Bedeutung, den Sinn dieser Tage, ihre Geschichte? Wenn nicht, dann lesen Sie doch mal nach ….

Allerheiligen – Gedenktag aller Heiligen, ein Fest von höchstem liturgischem Rang

197367_original_r_k_by_maxipower6676_pixelio-de-kAllerheiligen ist im Katholizismus ein Hochfest, d.h. ein Fest mit dem höchsten liturgischen Rang. Es steht höher als die Sonntage. Dieser Tag ist daher in zahlreichen katholischen Regionen ein Feiertag. Die liturgische Farbe dieses Festes ist in der römisch-katholischen Kirche weiß. Diese wird für Hochfeste, auch zu Weihnachten und Ostern gewählt. Es ist die Farbe des Lichts.  Allerheiligen soll der inneren Einkehr dienen. Ursprünglich war Allerheiligen das Fest aller heiligen Märtyrer. Es begann im Jahr 609 oder 610, als Papst Bonifatius IV. das Pantheon, das Heiligtum der antiken Götterwelt, der Jungfrau Maria und allen Märtyrern weihte. Er ließ dort die Gebeine zahlreicher christlicher Märtyrer beisetzen und ordnete eine jährliche Feier an, und zwar am Freitag nach Ostern. 835 übernahm Papst Gregor IV. für die gesamte Westkirche den 1. November als Festtermin für Allerheiligen in den römischen Generalkalender. Er folgte seinem Vorgänger (Gregor III.), der den Festtag für die Stadt Rom auf den gleichen Termin gelegt hatte, als er eine Kapelle in der Basilika St. Peter allen Heiligen weihte. In der christlich-orthodoxen Tradition der Ostkirche wird Allerheiligen am ersten Sonntag nach Pfingsten gefeiert.

Mehr Heilige als Jahrestage

Die Ausgabe des „Martyrium Romanum“ von 2004 enthält mehr als 6.500 Selige und Heilige, hinzu kommen Heilige, von denen man nichts weiß. Es gab schon im 7. Jahrhundert mehr Heiligsprechungen als Jahrestage und daher war es unmöglich, jedem einzelnen Heiligen einen Gedenktag zu widmen. Auch das ist ein Grund für die Einführung von Allerheiligen als besonderem kirchlichen Festtag.

Heilige als Vorbilder

Wer ist denn heilig? Mutter Teresa, selbst heilig gesprochen, meint, wer heilig ist, erlaubt Gott „sein Leben in uns zu leben.“ (2. Quelle) An Allerheiligen feiern Christen ihren Glauben an Gott und die Heiligen, die ihm besonders nahe stehen. Die Heiligen werden verehrt, weil sie Vorbilder sind. Sie leben Gottes Gebote, indem sie ihr Handeln an Gottes Willen angleichen, verwirklichen Nächstenliebe, üben heroische Tugenden aus. Gott wirkt durch die Heiligen in der Welt. Sie sind von ihm berufen. Doch erst nach dem Tod ist die vollständige Vereinigung des Heiligen mit Gott möglich. So sind sie auch Botschafter einer Vision vom ewigen Leben, das im Kontrast steht zur Vergänglichkeit in der Welt.

Allerheiligen – Striezel

In Süddeutschland und in Teilen Österreichs werden an Allerheiligen Striezel aus Hefeteig in Zopfform gebacken und verschenkt. Der Zopf erinnert an die Unendlichkeit, das Miteinander-Verwobensein. Er ist aus Weizenmehl, dem Korn, das aus dem Boden sprießt und die Menschen nährt. Ein Symbol für das Leben. In manchen Regionen verschenken TaufpatInnen Allerheiligen-Striezel an ihre Patenkinder.

Allerheiligen und Allerseelen reduziert auf Totengedenktage?

Obwohl Allerheiligen eigentlich der Gedenktag der Heiligen ist, wird an diesem Tag auch das Totengedenken zelebriert, meist ab dem Nachmittag des 1. November. Die beiden Tage sind heute zu einer Art Doppelfest verschmolzen. Sieht man die Heiligen als Botschafter der Vision vom ewigen Leben, das ihnen als Belohnung vom Herrn gegeben wird, so ist das auch eine Perspektive für die Seelen, die im Fegefeuer geläutert werden oder für die Lebenden, die den ewigen Seelenfrieden finden können, wenn sie Gottes Gebote einhalten.

Allerseelen – Gedenktag für die Verstorbenen

Seelenlichter – Zeichen des Verbundenseins

Im römisch-katholischen Kirchenjahr ist Allerseelen das Fest nach Allerheiligen. Am 2. November wird das Gedächtnis an die Verstorbenen begangen. Gebete, Almosen und Fürbitten in besonderen Gottesdiensten dienen dem Seelenfrieden der Toten und trösten die Lebenden. Entzündet wird das Seelenlicht oder ewige Licht auf den Gräbern, eingebettet in frisches Grün, saftige Zweige, zarte Blüten, die für die Hoffnung inmitten der Vergänglichkeit stehen. Manche Friedhöfe erstrahlen im Glanz der Seelenlichter, nachdem in einer feierlichen Prozession ein Priester die Gräber gesegnet hat. Dies geschieht vor allem in katholischen Regionen.

Die Lebenden feiern die Gemeinschaft mit den Toten, den Ahnen, die voraus gegangen sind. Das Verbundensein mit den Seelen der Verstorbenen und die Hoffnung im ewigen Leben mit Gott gemeinsam vereint zu sein, werden in regional unterschiedlichen Ritualen ausgedrückt, in Mexiko auch mit einem Picknick auf den Gräbern, als einem Höhepunkt von rituellen Handlungen. Es fließen lokale Bräuche ins christliche Fest mit ein.

Seelenlichter contra Fegefeuer

Aus theologischer Sicht gedenkt man an Allerseelen der Seelen, die sich im Fegefeuer befinden und geläutert werden. „Nach altem Volksglauben steigen während der „Totentage“ die Seelen aus dem Fegefeuer zur Erde auf, um sich für kurze Zeit von ihren Qualen zu erholen. Die Lichter auf den Gräbern können verschiedene Bedeutungen haben: Einerseits soll das Licht der Kerze den Seelen den Weg zur Ruhestätte ihres Körpers weisen. Andererseits dient das Licht als Barriere zwischen Lebenden und Toten und vertreibt nach uraltem Glauben die bösen Geister.“ (1. Quelle)

Cluny – Die Wiege von Allerseelen

Die Tradition und Festschreibung von Allerseelen geht auf Abt Odilo von Cluny, zurück. 998 führte er mit Hilfe eines Dekrets in allen von Cluny abhängigen Klöstern den Gedenktag ein. Vom Kloster Cluny aus, neben Rom zu dieser Zeit eines der wichtigsten spirituellen Zentren des Abendlandes, etablierte sich der Allerseelentag in der gesamten römisch-katholischen Kirche. Seit Anfang des 14. Jahrhunderts ist Allerseelen für Rom bezeugt. Ein Ziel Odilos war der Erhalt des Gottesfriedens. An besonderen kirchlichen Festtagen sollten alle Waffen ruhen. Allerseelen ist kein gesetzlicher Feiertag.

Reformationstag

Luther schlug in der Nacht zu Allerheiligen, die heute eher als Halloween-Nacht bekannt ist, am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen zu Buße und Ablass an die Tür der Wittenberger Schlosskirche. Das geschah kurz vor einem der Hochfeste der katholischen Kirche. Gerade deshalb war es eine besondere Provokation, gegen die versprochenen Sündenerlasse für Geldspenden, die der Erneuerung des Petersdoms in Rom dienen sollten, zu protestieren.  Luther wertete den Ablasshandel als Missbrauch des Glaubens und forderte eine Rückbesinnung der Kirche auf die biblischen Grundlagen. Es war der Beginn der Reformation und dieser Tag wird bis heute in der evangelischen Kirche als Reformationstag gefeiert. Das war vor 500 Jahren; deshalb feiern wir ab dem 31.10.2016 das Luther- Jahr, in dem nicht nur der Reformator geehrt wird.


Quellen
http://www.katholisch.de/glaube/unser-kirchenjahr/lichter-fur-die-toten
https://de.wikipedia.org/wiki/Allerheiligen

Lisa Freund
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