Metta, die Praxis der liebenden Güte – die buddhistischen Wurzeln – Teil 2

mit dem Metta-Sutta der Herzensgüte

Dies ist der zweite Teil von „Metta, die Praxis der liebenden Güte“.
In buddhistischen Traditionen ist Metta, die Praxis der liebenden Güte, die wir für uns selbst ebenso wie für andere fühlende Wesen praktizieren. Metta heißt Freundschaft. Das Wort stammt aus dem Sanskrit. Der Buddha hat gelehrt, dass diese spirituelle Praxis dazu dient, Wohlwollen und Freundschaft mit uns selber als innere Haltung zu entfalten. Es gibt dazu das berühmt gewordene „Metta-Sutta“, einen Grundlagentext. In den buddhistischen Traditionen gibt es dazu komplexe Belehrungen und sehr differenzierte, unterschiedliche Praktiken. Die Arbeit mit einem Herzenssatz ist nur eine kleine Variante davon.

img_2806Die Entstehung der Metta-Sutta

Eine Gruppe von Mönchen hatte den Buddha um Rat gefragt, wie sie mit ihrer Meditation vorwärts kommen könnten. Es war eine ziemlich laute, übermütige Gruppe von Mönchen. Er schickte sie in den Wald; dort sollten sie sich einen Ort zum Meditieren suchen und sich nach drei Monaten wieder bei ihm melden. Die Mönche zogen los und fanden unter schönen großen Bäumen einen Platz, der ihnen zusagte. Aber Tag und Nacht wurden sie gestört. Früchte und Zweige prasselten auf sie nieder, statt der erwarteten Waldesstille war ringsum Getöse und ständig passierten kleine Missgeschicke. Sie konnten nicht in Ruhe meditieren.

Nach einer Woche gingen sie zum Buddha und schilderten die merkwürdigen Vorkommnisse. Er erklärte ihnen: Sie hätten sich an einem Platz niedergelassen, wo viele Devas (Devas sind himmlische Wesen, Gott oder den Göttern dienende Geistwesen/Naturgeister) in den Bäumen lebten und diese mit ihrem Lärm und rücksichtslosem Betragen gestört, so dass die Devas die Mönche verjagen wollten. Aber wenn sie jetzt das Metta-Sutta lernten und oft für die Devas rezitierten, würden diese besänftigt und sie in Ruhe lassen. Aber sie dürften das Sutta nicht bloß auswendig lernen und stur beten, sondern müssten es beherzigen. So taten sie es, die Devas beruhigten sich und ließen die Mönche ungestört im Wald meditieren.

Das Metta-Sutta der Herzensgüte

Wem klar geworden, dass der Frieden des Herzens das Ziel seines Lebens ist, der bemühe sich um folgende Gesinnung:

„Er sei stark, aufrecht und gewissenhaft, freundlich, sanft und ohne Stolz. Genügsam sei er, leicht befriedigt, nicht viel geschäftig und bedürfnislos. Die Sinne still, klar der Verstand, nicht dreist, nicht gierig sei sein Verhalten. Auch nicht im Kleinsten soll er sich vergehen, wofür ihn Verständige tadeln könnten.

Mögen alle Wesen glücklich sein und Frieden finden! Was es auch an lebenden Wesen gibt: ob stark, oder schwach, ob groß oder klein, ob sichtbar oder unsichtbar, fern oder nahe, geboren oder einer Geburt zustrebend: mögen sie alle glücklich sein!

Niemand betrüge oder verachte einen anderen. Aus Ärger oder Übelwollen wünsche man keinem irgendwelches Unglück. Wie eine Mutter mit ihrem Leben ihr einziges Kind beschützt und behütet, so möge man für alle Wesen und die ganze Welt ein unbegrenzt gütiges Gemüt erwecken, ohne Hass, ohne Feindschaft, ohne Beschränkung nach oben, nach unten und nach allen Seiten.

Im Gehen oder Stehen, im Sitzen oder Liegen entfalte man eifrig diese Gesinnung: dies nennt man Weilen im Heiligen. Wer sich nicht an Ansichten verliert, Tugend und Einsicht gewinnt, dem Sinnengenuss nicht verhaftet ist, für den gibt es keine Geburt mehr. „

(SUTTA NIPATA 143-152)

Lisa Freund
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